PNN, 26.01.2015
Flaschengeist sucht Wohnung
NUTHETAL – Gerade sind die Straßen der Kunst höchstens dem Markt. Was die Freiheit liebt und alle menschengemachten Systeme scheut, hält sich eher abseits am Wege: das Poetische, die Fantasie. In diesem Sinn war das Mehrgenerationenhaus Nuthetal im Ortsteil Bergholz von Rehbrücke haargenau die richtige Adresse für eine kleine Ausstellung, die genau deshalb von den heutigen und künftigen Erschwernissen in Welt und Leben Abstand halten will.
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Die kleine Ausstellung mit dem hübschen Namen „Firlefanz“ im Versammlungs- und Geselligkeitsraum des Hauses fasst Papierarbeiten zwischen 2006 und gestern zusammen, sicherlich mit künstlerisch unterschiedlichem (oder gewachsenem) Niveau, denn nach ihren frühen, noch ziemlich bunten Versuchen kam ein neues Kapitel, eines, wo die Fantasie ihr ein klein wenig half. Elke Hübener-Lipkau verwendete jetzt speziell präpariertes Papier, dessen marmorierende Struktur gewisse „Prädestinationen“ oder Figürlichkeiten erahnen lassen. Holzbildhauer gehen ja genauso vor, sie nehmen einen Baum, sehen eine Figur, welche in ihm bereits „drin ist“ und schnitzen den Rest einfach nur weg. Natürlich braucht man ein geschultes Auge dazu, und die Imagination, eine besonders weibliche Gabe.
Mit Zeichenstift und schwarzem Feinliner werden also die Strukturen herausgearbeitet, mit dem Aquarellpinsel wird dann koloriert. So entstanden ganz reizvolle Bilder, randvoll von Geschichten und jedem ein Fest, der keine Fantasieverstopfung hat. Man befindet sich nun in skurriler Gesellschaft. Ein geflügelter Giraffenpanther teilt sich mit der Geiermutter ein Nest, eine satte Zecke mit Eiern träumt von ihren Kindern, wenn auch sie welche legen – „au weia!“. Von drei „überschäumenden Damen“ scheint der Zeichnerin nur eine damenhafte Qualitäten zu haben, EffZwo als Fuchs beaufsichtigt bläuliche Schlafmumien, die einen seltsam seligen Gesichtsausdruck haben.
Apropos blau, war da nicht auch noch der Flaschengeist auf Wohnungssuche, nach einer neuen Pulle? Na, wenn da nicht mal ein Menschenkerl gemeint ist! Zu dieser fantasiebegabten Figuration hat Elke Hübener-Lipkau ein paar Strophen erdacht, mal als DaDa, mal Limerick, mal Kinderreim, doch immer heiter und ihrer hohen Muse verpflichtet. Etwa so:
„Drei Damen schäumen über, und unterhalten sich.
Die erste ist ein Luder, die zweite hat „nen Stich … “
Alles Firlefanz? Nein, man darf sich solcher Geister wirklich nicht schämen, zumal sie so nett zum Tanz bitten …
Ein dritter Teil der Mini-Ausstellung, die sich im satirischen Comic-Stil an die Kauf-Räuschigen wendet, besteht aus kolorierten Handzeichnungen. Seliges Glotzauge, tröstender Seifenblasenzwerg, kauft euch nur glücklich, auch wenn das Holzauge weint! Gerold Paul
Ausstellung bis zum 8. März täglich 9 bis 15 Uhr,
eine Voranmeldung ist unter Tel.: (033200) 55642 erwünscht
PNN, 26.01.2015, Reihe KulTOUR (gekürzt)